Posts mit dem Label Romano Guardini werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Romano Guardini werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Warum beten?

Die Frage, warum wir beten, kann man sicher auf sehr vielfache Art beantworten. Meine Lieblingsantwort stammt von Romano Guardini (zu finden beispielsweise hier):

"Wir beten nicht, um Gott wissen zu lassen, was wir wollen, denn Er kennt unser Herz besser als wir selbst; sondern wer betet, lebt vor Ihm, zu Ihm hin, von Ihm her, gibt Gott, was Sein ist, und empfängt, was Er geben will."


(Das Bild stammt aus diesem Video.)

[Update]
Josef Bordat hat im Kommentarbereich ein wunderschönes und sehr beeindruckendes Zitat von Peter Wust angegeben, der das Gebet kurz vor seinem Tod als „Zauberschlüssel“ bezeichnete, mit dem man das „Tor zur Weisheit des Lebens“ öffnen kann:
„Und wenn Sie mich nun noch fragen sollten, bevor ich jetzt gehe und endgültig gehe, ob ich nicht einen Zauberschlüssel kenne, der einem das letzte Tor zur Weisheit des Lebens erschließen könne, dann würde ich Ihnen antworten: ,Jawohl’. – Und zwar ist dieser Zauberschlüssel nicht die Reflexion, wie Sie es von einem Philosophen vielleicht erwarten möchten, sondern das Gebet. Das Gebet, als letzte Hingabe gefaßt, macht still, macht kindlich, macht objektiv. Ein Mensch wächst für mich in dem Maße immer tiefer hinein in den Raum der Humanität – nicht des Humanismus –, wie er zu beten imstande ist, wofern nur das rechte Beten gemeint ist. Gebet kennzeichnet alle letzte ,Humilitas’ des Geistes. Die großen Dinge des Daseins werden nur den betenden Geistern geschenkt.“

Donnerstag, 29. April 2010

Romano Guardini über die Kirche

Heute wird die Kirche oft ja nur als eine Institution betrachtet, an die man Kirchensteuer zahlt. Romano Guardini beschreibt sehr schön, wie unbegreiflich viel mehr die Kirche doch ist:

"Die Kirche ist die ganze Wirklichkeit, gesehen, gewertet, gelebt durch den ganzen Menschen. In ihr allein ist die Ganzheit des Seins; das Große darin und auch das Kleine, seine Tiefe und seine Oberfläche, Adel und Unzulänglichkeit, Armseligkeit und Kraft, Außergewöhnliches und Alltägliches, Einklang und Zerrissenheit. Alle Güter, in ihren Abstufungen, gewusst, bejaht, gewertet, gelebt."
Vom Sinn der Kirche, 1922

"Was ist also die Kirche heute?
Die Fülle der in der Geschichte wirkenden Gnade. Das Geheimnis der Einheit, in welche Gott durch Christus die Schöpfung zieht. Die Familie der Kinder Gottes. Der Beginn des neuen, heiligen Volkes. Die grundgelegte heilige Stadt, welche einst offenbar werden soll. ..."

Der Herr, 1938

(gefunden in: Gib Raum den Dingen, Romano-Guardini-Lesebuch, Gerl-Falkovitz (Hg.), Matthias-Grünewald-Verlag, Ostfildern, 2008)