Dienstag, 13. Juli 2010

Die Kirche - Gottes Kraft in menschlicher Schwäche

Eine irgendwie anrührende Beschreibung der Kirche von Hugo Rahner SJ aus dem Jahr 1957:

"Christus hat die Kirche als Sein Gottesvolk aus dem Ägypten der humanen Fleischtöpfe ausgestoßen. Das gelobte Land ist ihr sicher - aber der Wanderweg geht durch die öden Lande ihrer welthistorischen Zusammenbrüche, geht durch das verfallende spätrömische Imperium, in die Machtkämpfe des Mittelalters, in die Misserfolge ihrer neuzeitlichen Missionsgeschichte, hinein in die Tragödien von Rußland und China, in die Verfaulung unserer Kultur und in die atomsprengende Zukunft, die wir noch nicht kennen. Überall an ihrem Wege liegen die Trümmer ihrer verrosteten Waffen, stehen die zerbröckelnden Grabmäler ihrer im Tod so klein gewordenen Großen. ... Die Kirche ist die müde, staubige Pilgerin durch eine Wüste.

... Sagen wir es in dieser Feierstunde aus den Tiefen unseres Herzens: Nein, du armselige Catholica, wir schämen uns Deiner Schwäche nicht. Wir bekennen es mit dem Wort, das uns der Heilige Vater Pius XII. vorgesprochen hat: 'Wir schenken dir unsere tatfreudige Liebe auch in der Erscheinung deines sterblichen Fleisches, in deinem menschlich-schwachen Bestand, auch wenn deine Glieder nicht in allem der Stellung entsprechen, die sie in deinem mystisch-heiligen Leibe einnehmen.' Heilige Kirche, du bist die notwendige Schande unseres Glaubens. Heil mir und Heil der ganzen Welt, wenn wir an dir nicht zuschanden werden.

... wir müssen die Kirche hegen wie Christus, sie mit warmem Leben erfüllen, sie tröstend umarmen, für sie eintreten mit Gottes Eifersucht - sie einfach ungeteilt und unbändig liebhaben. Und siehe: in eben dieser Liebe vollzieht sich dann leise und unwiderstehlich bis ans Ende der Tage die Wandlung der Kirche aus Schwäche in Gewalt und aus Mißwuchs in unsterbliche Schönheit."


(aus: Die Kirche - Gottes Kraft in menschlicher Schwäche, Hugo Rahner SJ, Verlag Herder im Breisgau, 1957)

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