Die Frage, warum wir beten, kann man sicher auf sehr vielfache Art beantworten. Meine Lieblingsantwort stammt von Romano Guardini (zu finden beispielsweise hier):
"Wir beten nicht, um Gott wissen zu lassen, was wir wollen, denn Er kennt unser Herz besser als wir selbst; sondern wer betet, lebt vor Ihm, zu Ihm hin, von Ihm her, gibt Gott, was Sein ist, und empfängt, was Er geben will."
(Das Bild stammt aus diesem Video.)
[Update]
Josef Bordat hat im Kommentarbereich ein wunderschönes und sehr beeindruckendes Zitat von Peter Wust angegeben, der das Gebet kurz vor seinem Tod als „Zauberschlüssel“ bezeichnete, mit dem man das „Tor zur Weisheit des Lebens“ öffnen kann:
„Und wenn Sie mich nun noch fragen sollten, bevor ich jetzt gehe und endgültig gehe, ob ich nicht einen Zauberschlüssel kenne, der einem das letzte Tor zur Weisheit des Lebens erschließen könne, dann würde ich Ihnen antworten: ,Jawohl’. – Und zwar ist dieser Zauberschlüssel nicht die Reflexion, wie Sie es von einem Philosophen vielleicht erwarten möchten, sondern das Gebet. Das Gebet, als letzte Hingabe gefaßt, macht still, macht kindlich, macht objektiv. Ein Mensch wächst für mich in dem Maße immer tiefer hinein in den Raum der Humanität – nicht des Humanismus –, wie er zu beten imstande ist, wofern nur das rechte Beten gemeint ist. Gebet kennzeichnet alle letzte ,Humilitas’ des Geistes. Die großen Dinge des Daseins werden nur den betenden Geistern geschenkt.“
6 Kommentare:
Danke für das Guardini-Zitat, Astrid. Peter Wust hat das Gebet kurz vor seinem Tod als „Zauberschlüssel“ bezeichnet, mit dem man das „Tor zur Weisheit des Lebens“ öffnen kann: „Und wenn Sie mich nun noch fragen sollten, bevor ich jetzt gehe und endgültig gehe, ob ich nicht einen Zauberschlüssel kenne, der einem das letzte Tor zur Weisheit des Lebens erschließen könne, dann würde ich Ihnen antworten: ,Jawohl’. – Und zwar ist dieser Zauberschlüssel nicht die Reflexion, wie Sie es von einem Philosophen vielleicht erwarten möchten, sondern das Gebet. Das Gebet, als letzte Hingabe gefaßt, macht still, macht kindlich, macht objektiv. Ein Mensch wächst für mich in dem Maße immer tiefer hinein in den Raum der Humanität – nicht des Humanismus –, wie er zu beten imstande ist, wofern nur das rechte Beten gemeint ist. Gebet kennzeichnet alle letzte ,Humilitas’ des Geistes. Die großen Dinge des Daseins werden nur den betenden Geistern geschenkt.“ Das beeindruckt mich immer wieder.
Liebe Grüße,
JoBo
@JoBo: Oh, wie wunderschön ist das! Vielen tausend Dank!
aber was ist das rechte Beten imUunterschied zum falschen???
Ich bin leider kein Theologe und möchte nicht spekulieren, was Peter Wust hiermit meinte. Aus meiner Sicht geht es aber nicht darum zwischen "richtigem" und "falschem" Gebet zu unterscheiden. "Rechtes" Beten ist aus meiner Sicht, wenn man versucht, im Einklang mit dem Willen Gottes zu beten. Und wer betet "Herr, Dein Wille geschehe." (auch dann, wenn es für den Beter vielleicht persönliches Leid und Nachteile bedeutet) wird wahrscheinlich auch zu mehr menschlicher Größe und Erkenntnis gelangen, als jemand, der im Gebet hauptsächlich um die großzügige Befriedigung der eigenen Bedürfnisse bittet. Damit ist aber nicht gemeint, dass letzteres falsch ist. Selbst das Gebet um einen Lottogewinn kann Gott zu einer großen Gnade werden lassen (http://kath.net/detail.php?id=35771). Wenn aber jemand das "letzte Tor zur Weisheit des Lebens" sucht, wird man ihm sicher nicht empfehlen täglich für einen Lottogewinn zu beten.
PS: Sorry, dass ich erst jetzt antworte! In letzter Zeit schaue ich nicht mehr so oft in den Blog rein und habe den Kommentar erst jetzt gesehen.
Immerfort empfange ich mich aus Deiner Hand.
So ist es und so soll es sein.
Das ist meine Wahrheit und meine Freude.
Immerfort blickt Dein Auge mich an,
und ich lebe aus Deinem Blick,
Du mein Schöpfer und mein Heil.
Lehre mich in der Stille Deiner Gegenwart,
das Geheimnis zu verstehen, das ich bin.
Und das ich bin durch Dich und vor Dir und für dich.
@Anonym: Wundervoll. Ganz herzlichen Dank!
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